Über den Künstler
Mein Malen ist Ausdruck eines inneren Monologs, es ist ein ständiger Austausch von Gedankenströmen und gemachten Erfahrungen. Beides ist eng miteinander und mit meiner Biografie verwoben.
Durch das Malen versuche ich, meinen inneren Monolog für alle hör- bzw. sichtbar zu machen. Der Betrachter kann nachfühlen, was ich nur zu mir selbst sage. Meine Bilder sind für mich, was für einen Schriftsteller sein Tagebuch ist.
Durch meine preisgegebene Intimität ziehe ich den Betrachter in meine Arbeit mit hinein: Erst durch das Zusammenspiel von Sprechen, Malen, Schreiben, Hören und Denken erschließt sich mein Bild als ein komplettes Werk. Die Malerei strukturiert meine Erfahrungen und so werden sie für den Betrachter im besten Fall nacherlebbar. Mein Werk basiert also auf den Grundakten des Sprechens, Hörens, Schreibens und der Malerei. Wobei es mir nicht um das Verstehen in der konventionellen Kommunikation geht, sondern um das Fühlen fremder Erlebniswelten. Auch für mich ist der Akt des Malens jedes Mal eine Entdeckungsreise, bei der ich das Ziel am Beginn selbst noch nicht kenne. Das heißt: Das Bild ist wichtiger als meine Idee davon. Mein Werk ist ein ständiger Austausch von linearem Schreiben und kreisendem Denken im Zusammenspiel mit dem Sehen und Hören des Betrachters, der versucht, das Bild laut oder leise nur für sich zu lesen. Man kann sagen, dass jedes meiner Bilder eine bestimmte Erfahrung meines Lebens verdichtet, vergleichbar einem Akt im Theater oder in der Oper.
Ob dabei große Kunst entsteht oder nicht, ist sekundär. Wichtig ist, auszubrechen aus herkömmlichen Wahrnehmungsmustern und erlittene Erfahrung auch für den Betrachter erlebbar zu machen. Denn die Vergangenheit kommt uns aus der Zukunft entgegen.
Jeder Künstler ist Schöpfer und Herrscher eines eigenen, unbekannten Reiches, dessen Nationalität er selbst vergessen hat. Dieses Reich ist die Heimat des Künstlers, egal, wo er sich real befindet, und es spiegelt seinen inneren Zustand wider – selbst, wenn er im Exil ist. Gleichzeitig ist das Reich der Quell meiner Ideen, Themen und Obsessionen. Es geht in der Malerei immer darum, diese Heimat neu zu vermessen und sie – mit all ihren Trümmern und Toten – zu erhalten und für die Lebenden zu verteidigen. Letztlich: ihr nahe zu kommen. Viele Künstler können sich nicht mehr an diese verlorene, innere Heimat erinnern, doch jeder bleibt unbewusst immer von ihr geprägt. In der Malerei kann diese Heimat blitzartig aufscheinen, wiedererstehen und lebendig werden. Dies sind Momente größter Kreativität und des Glücks in den Ruinen der Erinnerung.
Wenn ein Künstler daraus seinen originären Malstil entwickelt hat, ist dieser der gemeinsame Nenner all seiner Werke. Denn was er auch darin ausdrückt, der Bildcharakter bleibt mit dem Nenner identisch. Es gibt eine feste Ordnung der Elemente und Werte, aus denen mein Werk sich zusammenfügt. Aber es existiert auch ein Kern des Unaussprechlichen, dem ich mich nur malend nähern kann. Manchmal ist das Werk klüger als ich, sein Schöpfer. Als Frage bleibt: Was sieht der Betrachter?
Kazem Heydari über sich und seine Arbeit, September 2017
Vita
Kazem Heydari wurde am 13.02.1967 in Teheran geboren und starb am 17.07.2020 in Köln.
1984
Abitur, Teheran/Iran
1984-86
Freundschaft mit Prof. Hannibal Alkhas, einem der bekanntesten Künstler Irans, der den Künstler im Kazem erweckte.
1986
Emigration in die BRD
1988
Ateliergemeinschaft mit seinem langjährigen und ältesten Künstlerfreund Masoud Sadedin in Troisdorf, NRW
1989
4. Karikaturisten-Workshop in Troisdorf
1989
Gruppenausstellung „Life Style“, Kunstmuseum Düsseldorf
1990
Preisträger „Junge Kunst“ des Rhein-Sieg-Kunstvereins
1991
Teilnahme an der Kunstmesse Sankt Augustin
1992
Einzelausstellung in der Kölner Bank, Im Ferkulum/Köln
1993
Gruppenausstellung, Kunstverein Rhein-Sieg/Siegburg
1992-95
Besuch der berufsbildenden Schule Köln, Abschluss als Grafiker
1995
Gruppenausstellung, Siegburg
1996-2003
Studium an der Fachhochschule Düsseldorf, Abschlussdiplom in Design
1998-2002
Gaststudent an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Jörg Immendorf, Helmut Federle, Gerhard Merz und Walter Nikkels
2004
Dozent für Grafik und Buchkunst an der Volkshochschule Köln
2004-08
mehrere Kunstaktionen, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Städtebau NRW und das Ministerium für Familie BRD
2007
Heirat mit Christina Fernandes
2007
Gruppenausstellung, Pumpwerk-Kunstverein des Rhein Sieg Kreises/Siegburg
2008
Produzentengalerie artclub/Köln
2008
Gruppenausstellung, Museum Kunstpalast/Düsseldorf
2008
Einzelausstellung, Elahe Gallery, Teheran/Iran
2008
Teilnahme an der Art Cologne
2009
Agora Gallery, New York/USA
2010
Teilnahme an der Art Dubai
2010-11
Gruppenausstellung mit Markus Lüpertz, A.R. Penck, Per Kirkeby und Georg Baselitz, Galerie Radicke, Sankt Augustin/Bonn
2011
Gruppenausstellung, Museum der Stadt Troisdorf
2011
Einzelausstellung, Aaran Art Gallery, Teheran/Iran
2012
Bezug eines neuen Ateliers im Kunsthaus Troisdorf
2013
Einzelausstellung „Ephemer“, Kunsthaus Troisdorf
2014
Gruppenausstellung, Forum Factory/Berlin
2015
Einzelausstellung, Aaran Art Gallery, Teheran/Iran
2015
ff. Durch Vorkommnisse im Iran ändert sich Kazems Malerei - er beginnt mit den sogenannten Schriftbildern.
2013-2017
regelmäßige Beteiligung an Themenausstellungen und Messen des Kunsthauses Troisdorf
2016
Christina, Kazems Ehefrau, erkrankt schwer. Er pflegt und betreut sie und arbeitet daher überwiegend von der gemeinsamen Wohnung aus. Es entstehen kürzere Texte, Gedichte, kleinformatige Gemälde und Zeichnungen.
2018
Gruppenausstellung, Berchtoldvilla, Salzburg/Österreich
2018
Am 30.12.2018 stirbt Kazems Ehefrau Christina. Es sind schwere Schicksalsjahre - nach dem Tod seiner Frau fällt er in eine tiefe Depression. Er wird behandelt und schöpft mit dieser Hilfe im Frühjahr 2020 erneut Kraft, um sich seiner künstlerischen Arbeit intensiv zu widmen. In dieser Zeit war Kazem optimistisch, arbeitete viel und nahm alte Kontakte zu Galerien und Kunsthändlern wieder auf.
2020
Jedoch verstarb er unerwartet am 17. Juli 2020 mit 53 Jahren. Eine seit seiner Kindheit vorhandene Herzkrankheit, Operationen und die körperlichen und seelischen Anstrengungen der letzten Jahre hatten ihn wahrscheinlich zu sehr belastet.